Frauen der Frauengruppe St. Gallen gründeten 1980 die Politische Frauengruppe (PFG) St. Gallen. Deren Ziel war die politische Mitbestimmung der Frauen und die Sensibilisierung von Parlament und Öffentlichkeit für Diskriminierungen gegenüber Frauen.

Mit der ersten Frauenliste der Schweiz trat die PFG 1980 bei den Gemeinderatswahlen an und gewann einen Sitz. Seit 1981 war die PFG im St. Galler Stadtparlament vertreten. Mit einem Rotationsprinzip wollte die PFG möglichst vielen Frauen die Möglichkeit bieten, politische Erfahrungen zu sammeln. Jeweils nach einem Jahr trat die aktive Gemeinderätin zurück, und eine Vertreterin der PFG rutschte nach, wodurch in einer Amtsperiode vier Frauen im Gemeinderat tätig sein konnten. 1985 reichte ein FDP-Politiker gegen dieses Vorgehen Beschwerde ein, worauf ein mehrjähriger Rechtsstreit bis vor das Bundesgericht folgte. Dieses trat 1988 jedoch nicht auf den Fall ein. 1988 gewann die PFG zwei zusätzliche Sitze im Gemeinderat.

Die PFG kämpfte unter anderem gegen geschlechtsdiskriminierende Werbung, für geschlechtsneutrale Stelleninserate, forderte Selbstverteidigungskurse für Mädchen, mehr Veloparkplätze und kostenlosen öffentlichen Verkehr. Sie beteiligte sich an städtischen und gesamtschweizerischen Referenden. Die PFG initiierte überparteiliche Parlamentarierinnen-Treffen, an denen gemeinsame Vorstösse entwickelt wurden.

Die PFG betrieb auch aussenparlamentarische Arbeit: sie organisierte Demonstrationen, Veranstaltungen und Ausstellungen. Innerhalb der PFG/OFRA gründeten Frauen verschiedene themenspezifische Gruppen wie eine Theatergruppe, Lesegruppe, antimilitaristische Gruppe, Selbsterfahrungsgruppe, Frauenfilmgruppe, Arbeitsgruppe Gen- und Reproduktionstechnologien, Gruppe Justitia, Opferhilfe sowie AG Mädchentreff.

Subprobenienz 1:
1981 trat die PFG der Organisation für die Sache der Frauen (OFRA) Schweiz bei und führte in der Folge den Doppelnamen PFG/OFRA. Sie griff Kampagnen der OFRA Schweiz auf, setzte aber weiterhin eigene Schwerpunkte. 1989 trat die PFG wieder aus der OFRA Schweiz aus, die sich 1997 auflöste.

Subprovenienz 2:
Die PFG vernetzte sich 1993 mit anderen Frauenlisten der Schweiz zu den Unabhängigen Feministischen Frauenlisten Schweiz UFF! Sie tauschten Erfahrungen und Vorstösse aus und führten gemeinsam Wahlkämpfe.

Subprovenienz 3:
Auf die Auflösung der OFRA Schweiz folgte 1998 die Gründung der Feministischen Frauenkoalition FemCo, der die PFG beitrat.

Subprovenienz 4:
Als Reaktion auf den Krieg in Ex-Jugoslawien gruppierten sich 1992 Frauen verschiedener Netzwerke aus der ganzen Schweiz zum Oltener Kreis.

Subprovenienz 5:
Die Palästina-Libanon-Gruppe entstand 1987 im Rahmen des Bildungszyklus der PFG/OFRA, informierte über die Situation der Palästinenser*innen und unterstützte Projekte in Palästina.

Der Bestand enthält Selbstdarstellungen, Statuten, Verzeichnisse, Protokolle, Korrespondenz, Unterlagen zur Medienarbeit, Vernehmlassungen, Unterlagen zum Gemeinderat (Vorstösse, Voten, Wahlen, Rotation), Flugblätter, Veranstaltungen, Unterlagen zu Arbeitsgruppen und einzelnen Themen, Vernetzungen, Dokumentationen, Zeitungsartikel, Broschüren, Objekte, Plakate und Fotos.

Ausserdem Unterlagen der Subprovenienzen OFRA Schweiz, UFF Schweiz, FemCo, Oltener Kreis und Palästina-Libanon-Gruppe.