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Papierbestände
LIMITA Regionalgruppe St.Gallen
Signatur AFGO.027
Entstehungszeitraum 1986-1997
Umfang 0.2 m
Provenienz LIMITA Regionalgruppe St.Gallen
Subprovenienz 1: Wanderausstellung "(K)ein sicherer Ort"
Subprovenienz 2: LIMITA Schweiz
Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben

Seit 1986 fanden in der Schweiz Weiterbildungen statt zum Themenbereich "Sexuelle Ausbeutung". Teilnehmende waren Frauen aus verschiedenen feministischen Institutionen, insbesondere Frauenhäusern. Als Referentinnen wurden hauptsächlich Fachfrauen aus Deutschland eingeladen. 1987 tagte in Bern der erste Internationale Inzestkongress. Anlässlich eines Seminars in der Villa Kassandra in Damvant entstand 1989 die Idee, Frauen aus der ganzen Schweiz zu einer Arbeitstagung mit Elisabeth Fey einzuladen. Die Tagung fand im Juni 1989 in Basel statt.
Im Anschluss an die Tagung gründeten die Teilnehmerinnen in ihren Regionen Arbeitsgruppen, sofern eine solche nicht bereits existierte. Delegierte aus den Arbeitsgruppen Basel, Bern, Zürich, St.Gallen und Zug erarbeiteten ein gemeinsames Grundsatzpapier. Das Papier diente als Grundlage für eine gesamtschweizerische Präventionsarbeit nach feministischen Grundsätzen.
Im Februar 1990 trafen sich 34 Frauen im Tagungszentrum in Boldern. Unter Anleitung von Elisabeth Fey und Rositta Symalla lernten sie verschiedene Formen von Präventionsarbeit kennen. Im Rahmen der Tagung wurde in intensiven Diskussionen der Grundstein zur Vereinsgründung gelegt.

LIMITA Schweiz

Am 31. Mai 1990 gründeten Frauen der Regionalgruppen Basel, Bern, Zürich und St.Gallen den Verein zur Prävention sexueller Ausbeutung von Mädchen und Jungen, Schweiz. Im Februar 1991 schlossen sich dem Verein Frauen aus dem Aargau an.
Der Vereinsname lautete 1991-1996: LIMITA. Verein zur Prävention sexueller Ausbeutung von Mädchen und Jungen Schweiz. Der Jahresbericht 1997 läuft unter dem Namen: LIMITA Schweiz. Verein zur Prävention sexueller Ausbeutung von Mädchen und Jungen.
LIMITA setzte sich aus Frauen zusammen, die sowohl persönlich als auch in ihrer beruflichen Tätigkeit mit der sexuellen Ausbeutung von Mädchen und Jungen konfrontiert werden. Ihr Anliegen war es, die Grundsätze sinnvoller Prävention weiterzugeben.
Ziel und Zweck des Vereins: Der sexuellen Ausbeutung von Mädchen und Jungen vorbeugen und den Aufbau von Strukturen fördern die es ermöglichen, bereits stattfindende sexuelle Ausbeutung zu beenden. Der Verein sorgt dafür, dass Präventionsmaterial erstellt und ein Lehrmittel über Prävention an Schulen erarbeitet wird.
Im Auftrag des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann konnte eine Wanderausstellung zum Thema realisiert werden.

Die Fachfrauen des Vereins arbeiteten nach folgenden feministischen Grundsätzen: Sexuelle Ausbeutung ist ein Machtmissbrauch, der vorwiegend von Männern ausgeübt wird. Eine Möglichkeit, sexuelle Ausbeutung zu verhindern liegt darin, das Machtungleichgewicht aufzuheben durch Stärkung der Schwächeren, hier vor allem der Mädchen und Jungen.
Grundsätze zur Prävention: Traditionelle Prävention vermittelt Vermeidungsstrategien und basiert oft auf Fehlinformationen (Klischee des Fremdtäters). Dies macht Kinder ängstlich, unselbständig, misstrauisch und schränkt sie in ihrer kindlichen Bewegungsfreiheit ein. Die herkömmliche Prävention schützt Kinder nicht vor sexueller Ausbeutung, denn fehlinformierte, unsichere, angepasste und abhängige Kinder sind ideale Opfer.
Der Verein erachtet folgende Präventionsarbeit als sinnvoll: Die Stärke von Kindern aufbauen, ihre Unabhängigkeit fördern, ihre Freiheit vergrössern. Kinder sollen ihre persönlichen Rechte kennenlernen und so befähigt werden, sexuelle Übergriffe als solche wahrzunehmen. Sie lernen, wie sie sich mit Hilfe von Erwachsenen schützen können und wo sie Hilfe erhalten. Die Verantwortung für einen sexuellen Übergriff wird nicht auf das Kind übertragen. Präventive Massnahmen richten sich in erster Linie an Erwachsene, insbesondere an Mütter, Väter und Berufsleute.

Nach intensiver Aufbau- und Informationsarbeit, deren Höhepunkt die Wanderausstellung bildete, war das Jahr 1994 ein Jahr der Verunsicherung und der Krise für den Verein LIMITA Schweiz: Die Tätigkeit im Verein LIMITA ist mit viel Gratisarbeit verbunden, und immer weniger Frauen können sich über die Regionalgruppen hinaus in einem grösseren Rahmen engagieren. Im Herbst 1994 fiel der Entscheid, den Verein weiterzuführen. Die Regionalgruppe Basel erarbeitete neue Statuten und ein Konzept für eine realistische, der aktuellen Situation angepasste Form. Die Restrukturierung erwies sich für die folgenden 2 Jahre als positiv. In dieser Zeit entwickelte sich eine zunehmende Dezentralisierung und Konzentration des Engagements in den Regionen. Dies führte zur Erkenntnis, dass andere Vernetzungsformen gefunden werden müssen, um die Zusammenarbeit auf gesamtschweizerischer Ebene aufrechtzuerhalten. Am 29.11.1997 beschloss die a.o. Hauptversammlung die Auflösung des Vereins LIMITA Schweiz.
Ein Rückblick auf die Vereinsarbeit findet sich im Jahresbericht LIMITA Schweiz 1997.

LIMITA Regionalgruppe St.Gallen

Die Regionalgruppe St.Gallen war seit 1989 unter der Bezeichnung "Arbeitsgruppe Prävention zur sexuellen Ausbeutung von Mädchen und Jungen" aktiv. Wie alle anderen Regionalgruppen arbeitete auch diese Gruppe autonom nach den Grundsätzen des Schweizerischen Vereins LIMITA. In der Regionalgruppe St.Gallen waren durchschnittlich acht Frauen aktiv. Sie trafen sich regelmässig ein- bis zweimal pro Monat.
Nach der Ausstellung "(K)ein sicherer Ort", die vom 4.1.-23.1.1993 auch im Waaghaus St.Gallen gezeigt wurde, wurde es um die Gruppe ruhiger. Nur noch wenige Frauen waren aktiv und mussten schliesslich einsehen, dass sie die in der Prävention notwendigen Aufgaben nicht mehr übernehmen können, da die persönlichen Kapazitäten nicht ausreichten.
Im Juni 1994 löste sich die Regionalgruppe St.Gallen von LIMITA auf. in der Folge blieben ehemalige LIMITA-Frauen in St.Gallen weiterhin aktiv und standen mit den bestehenden LIMITA-Gruppen in lockerer Verbindung.
Ausführliche Jahresberichte finden sich in den Jahresberichten^von LIMITA Schweiz.

Wanderausstellung "(K)ein sicherer Ort

Im Auftrag des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Mann und Frau, Bern erarbeiteten die Projektleiterinnen Annemarie Leiser, Jolanda Bertozzi und Yvonne Portenier 1990 ein Konzeptpapier "Ausstellung sexuelle Ausbeutung von Mädchen".
Ziel der Ausstellung: Einen Beitrag leisten zur Enttabuisierung sexueller Ausbeutung von Mädchen und Jungen; Information und Sensibilisierung einer breiten Öffentlichkeit. In der Ausstellung wurde gezeigt, dass sexuelle Übergriffe in ganz normalen Familien von ganz normalen Männern im alltäglichen und -nächtlichen Zusammensein stattfinden. Damit bot sich die Möglichkeit, durch zielgerichtete Informationen die verschiedenen Aspekte der sexuellen Ausbeutung räumlich und bildlich darzustellen. In Begleit-Veranstaltungen wurden interessierte Kreise themenspezifisch angesprochen und so eine vertiefte Auseinandersetzung ermöglicht.
Die Ausstellung war als gesamtschweizerische Aufklärungskampagne konzipiert. Die Ausstellungseröffnung erfolgte am 24.9.1992 in Bern, die Torunee dauerte bis April 1995.
Eine quantitative und qualitative Zwischenauswertung zur Ausstellung findet sich im Jahresbericht 1994 von LIMITA Schweiz.
(Quellen: Selbstdarstellungen, Grundsatzpapier, Jahresberichte)

Der Bestand enthält die Namen der folgenden Personen:
LIMITA Regionalgruppe St.Gallen:

Brigitta Bertozzi
Jolanda Bertozzi
Elisabeth Frölich
Brigitte Hämmerle-Braegger (Rücktritt Juni 1992)
Rita Heilig
Bea Höhener
Sabine Klauser
Amai Schütt (Rücktritt Juni 1991)
Katharina Stoll-Cavelti
Gabriela Tschan

Bestandsgeschichte Die Unterlagen des Vereins LIMITA, Regionalgruppe St.Gallen wurden dem Archiv für Frauen- und Geschlechtergeschichte im Dezember 1999 von privater Hand übergeben.
Form und Inhalt Der Bestand enthält Selbstdarstellungen; Statuten; Jahresberichte; Sitzungsprotokolle; Verzeichnisse; Unterlagen zu einzelnen Sachgeschäften; Unterlagen zu Arbeitsgruppen und Projekten; Unterlagen zu Vernetzungen und Mitgliedschaften; Unterlagen zur Medienöffentlichkeit; Dokumentationen. Er umfasst Dokumente von 1986 bis 1997 in 2 Archivschachteln.
Neuzugänge Es werden keine Nachlieferungen erwartet.
Zugangsbestimmungen Der Bestand ist im Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte Ostschweiz ohne Benutzungseinschränkungen einsehbar.
Sprache/Schrift Deutsch
Bearbeiter:in und Zeitraum der Verzeichnung Sabin Schreiber, 27.08.2002
Überarbeitung: Adriana Lusti, 15.06.2023
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Verzeichnisgrundsätze

Bis ins Jahr 2010 verwendete das Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte bei der Erschliessung ein standardisiertes Klassifikationsschema mit einem vorgegebenen Dezimalsystem für die verschiedenen Kategorien (z.B. 10 = Selbstdarstellungen, 20 = Statuten/Reglemente). Die Seriennummern und -titel, der bis 2010 erfassten Bestände, basieren auf diesem Klassifikationsschema:

Eine weitere Besonderheit der Verzeichnung: Um die Namen von Frauen gezielt zu dokumentieren, wurde in den zuvor verwendeten Findmitteln jeweils ein eigenes Feld („Namenskarte“) definiert. Die Informationen sind nun im Feld „Verwaltungsgeschichte/Biografische Angaben“ zu finden.

Die Verzeichnung folgt dem internationalen Archivstandard ISAD(G).